Betonexperimente
In der Ausgabe 35/2013 stellt TEC21 neue experimentelle Forschungen vor, die vielleicht die Zukunft des Baustoffs Beton mitprägen werden: von Robotern gefertigte Schalungen, frei schwebend geformte Betonkörper, mit Bambus bewehrte Betonbauten, selbsttätige «biologische» Reparatur von Rissen im Beton, vorgefertigte Betonfassaden, die auf «biologischem» Weg Strom aus Sonnenlicht gewinnen.
Vielleicht Utopien – vielleicht aber in wenigen Jahren Realität? Die Theorien dahinter sind jedenfalls anerkannt, und die Prototypen funktionieren. Die Zukunft des Betons verspricht spannend zu werden. Das Heft ist im Rahmen der Medienpartnerschaft mit dem Symposium «Future Cities Laboratory» zu alternativen Betontechnologien entstanden. TEC21 hat das Symposium als Medienpartner begleitet.
Inhalt:
Strom aus Saft und Beton
Der Berliner Architekt Thorsten Klooster und die Künstlerin Heike Klussmann entwickeln seit 2009 neuartige Materialsysteme. Hier stellen sie ihr jüngstes Projekt vor: eine auf Betonelemente applizierte, biologische photovoltaische Beschichtung. Das funktionstüchtige System ist eine potenzielle ökologische Alternative zu konventionellen Halbleitersystemen.
Bakterien kitten Beton
Das Departement Material und Umwelt der TU Delft (NL) lancierte 2006 ein Forschungsprogramm für die Entwicklung von Werkstoffen mit eingebautem Selbstheilungsmechanismus. Diese Materialien sollen in der Lage sein, durch Alterung und Gebrauch entstandene Schäden selbst zu reparieren. Damit könnten die Unterhalts- und Reparaturkosten gesenkt werden und Bauwerke aller Art länger nutzbar bleiben. In seinem hier vorgestellten Forschungsprojekt setzt der Bauingenieur Henk M. Jonkers auf Bakterien, die Risse im Beton reparieren können.
Innere Fassade des Bundesstrafgerichts in Bellinzona
Die vom Zürcher Architekturbüro Gramazio & Kohler entworfenen Verkleidungen der Kuppeln des Bundesstrafgerichts in Bellinzona sind einzigartig: Plastisch, verspielt und sinnlich erinnern sie an florale Motive des 19. Jahrhunderts. Entstanden sind sie mit modernster Technologie, als Produkte des digitalen Zusammenwirkens von Entwurf, Materie und Fabrikation.
Potenzialmessung an Stahlbetonbauten
Die Potenzialmessung geniesst als nahezu zerstörungsfreie Methode zur Erfassung des Korrosionszustands von Stahlbetonbauten in der Baupraxis einen hohen Stellenwert. Ein neues SIA-Merkblatt fasst nicht nur Messmethoden und -auswertung zusammen, sondern verpflichtet Auftraggeber, eine zertifizierte «Fachperson Potenzialmessung» beizuziehen.
Bambus statt Stahl
An der Professur für Architektur und Konstruktion von Dirk E. Hebel am ETH Future Cities Laboratory FCL in Singapur werden Wege gesucht, die begrenzte Verwendbarkeit von Bambus als Konstruktionsmaterial mit neuartigen Bambus-Verbundwerkstoffen zu verbessern. Dadurch sollen neue Anwendungsbereiche für Bambus erschlossen werden – insbesondere in der Betonindustrie.
Schalungen digital formen
Seit 2005 werden an der Professur für Architektur und Digitale Fabrikation von Fabio Gramazio und Matthias Kohler an der ETH Zürich die Möglichkeiten digitaler Entwurfs- und Produktionsmethoden ausgelotet. Im folgenden Beitrag stellen die Architekten fünf Forschungs- und Installationsprojekte vor, in denen verschiedene unorthodoxe Fabrikationsverfahren für Betonprodukte entwickelt wurden, und eine praktische Anwendung digital fabrizierter Schalungen für die Herstellung ornamentaler Deckenelemente.
Details
- Magazin
- TEC21 Zürich
- Verlag
- espazium
- Autor
-
- Thorsten Klooster
- Datum
- 20/08/2013
- Ort
- Zürich